Das kleine, feine Jazzlokal im trendigen Kulturort Zeughaus Winterthur
«Stéphane Grappelli & George Shearing – The Reunion Album (1976)»
Sophie Lüssi ist mit dem Geigenklang von Stéphane Grappelli seit ihrer frühen Kindheit vertraut, als wäre Grappelli Teil ihrer Familie, sozusagen ihre Heimat. Auch wenn sie sich in ihren eigenen Kompositionen während der Jahre vom Swing und von Grappellis Stil immer mehr entfernt hat, ist es für sie immer wieder wunderbar, seine Musik zu hören und zu spielen. Das Album «The Reunion» von Grappelli und Shearing von 1976 gehört für Lüssi zu einer der glanzvollsten Produktionen von Grappelli. Das Trio von George Shearing (p) mit Andy Simpkins (b) und Rusty Jones (dr) sind die idealen Partner und ergänzen Grappellis Spiel bis hin zur Perfektion.
Es war 1940, als ein junger Londoner Pianist namens George Shearing in die Band des elf Jahre älteren, damals schon überaus erfolgreichen Geigers Stéphane Grappelli einstieg. Für ihn war es der Eintritt in eine erfolgreiche Laufbahn. Dreieinhalb Jahrzehnte später kreuzten sich ihre Wege erneut und sie nehmen 1976 das Album „The Reunion“ auf.
Es gibt temperamentvolle Versionen von Standards, die Shearing und Grappelli trotz (oder gerade wegen) ihres Alters mit jugendlicher Frische angehen, und Shearings Trio-Mitglieder Andy Simpkins (b) und Rusty Jones (drs) bieten perfekte Unterstützung. Dabei swingt die Band in den Midtempo-Nummern wie «I’m Coming Virginia» oder «Too Marvelous For Word» mit eleganter Geschmeidigkeit und reisst die Zuhörenden in Ellingtons «It Don’t Mean A Thing» durch ihren fantastischen Improvisationsfluss mit. Grappelli begeistert mit seinen nuancenreichen Verzierungen und Glissandi (mit grossem Effekt in «Making Whopee»), und Shearings Erfindungsgabe überwindet auch stilsitische Barrieren wie etwa im Debussy-Intro von «Flamingo».
Ron Wynn rezensierte das Album für Allmusic und schrieb: „Shearings Sessions sind normalerweise eher introspektiv und weniger optimistisch und „hot“, aber Grappellis schwebende, überschwängliche Geigensoli scheinen Shearing aufzuladen, der mit einer seiner heissesten Spielweise seit vielen Jahren reagiert.
So dürfen wir natürlich gespannt sein, wie die «Poets»-Herren Rösli und Zitz mit ihren Gästen Sophie Lüssi und Andreas Wettstein an die Umsetzung dieses wegweisenden Albums herangehen werden.
Sophie Lüssi (vl), Christian Rösli (p), Andreas Zitz (db), Andreas Wettstein (dr)
https://www.dont-forget-the-poets.ch
https://www.sophielussi.net
CV Sophie Lüssi
Die schweizerisch-argentinische Geigerin und Komponistin Sophie Lüssi (*1977) studierte Jazzvioline an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) bei Daniel Schenker und Pierre Blanchard. Weiterbildung in Komposition bei Daniel Montes, Buenos Aires.
Von 2004 - 2021 lebte sie in Buenos Aires und seit 2022 wieder in der Schweiz. Sie spielt in verschiedenen Jazz u.-Tangoprojekten, u.a. ist sie Bratschistin im "Leonardo Ferreyra Tango String Quartet" und Geigerin bei "Swing de Paris".
Von 2014 - 2019 war sie Bratschistin im Philharmonieorchester des Teatro Colón in Buenos Aires. Sie leitet mehrmals pro Jahr Jazzworkshops für StreicherInnen in Argentinien und der Schweiz. Während 10 Jahren war sie Dozentin für Jazzgeige an der Escuela de Música popular in Avellaneda.
Auf der Suche nach neuen Klängen und Formationen für die Geige im Jazz gründete sie 2006 ihr eigenes Streichquartett, das Quartett "Valse pour Ornette" und das "Sophie Lüssi Quintett", mit welchen sie ihre Kompositionen einstudiert und aufführt.
2015 führte sie ihre Komposition "Amapala" für Jazzvioline und Orchester mit der Zuger Sinfonietta auf. Sie arbeitete als Komponistin u. a. 2020 für das schweizerische Tangoquartet "Deseo de tango" und für das Jazzfestival ChileEuropa.
Im September 2022 hat sie ihr Märchenkonzert "Hans im Glück" in Winterthur uraufgeführt. Sie lebt in Winterthur und unterrichtet Jazzvioline an der Musikschule Jazz/Jazzcampus in Basel.