«Kaos Protokoll» ist tosende Brandung und gleichzeitig rettender Anker. Gestaute Kreativität dringt da ans Ohr. Verspielt verschnörkelte Beats mit desorientierten Bass-Noten wechseln sich ab mit hart scheppernden Rock-Grooves, die zusammen mit schnöde dahin geschrammten Tiefton-Riffs erklingen. Dazu verzuckert das Saxofon mit mal hysterisch eingeworfenen Melodiefragmenten, mit mal stilsicher dahin geschmetterten Jazz-Soli das Geschehen. 

 

Die selbsternannten Schweizer Jazz-Provokateure und Erzeuger des elektronisch infizierten Punk-Jazz warten nun mit einem neuen Album auf. Das Trio arbeitete erstmals mit einem Produzenten zusammen und fand im britischen Piano-Virtuosen und Komponisten Django Bates die ideale Ergänzung.

 

Produziert wurde «Questclamationmarks» in einem gemütlichen Studio in Lubrza in Polen. Musikalisch flüssig und reif, aber gleichzeitig radikal in seiner Verpflichtung gegenüber dem Sprengen bewährter Genretypen, endet fast kein Track wie er begann. Einige bewegen sich von balladesken, ja gar epischen Melodien zu einer Flut von Noise; andere verwandeln sich von Funk durchzogenen Rhythmen zu Freejazz-Dekonstruktionen. Selbstbewusst spaziert die Musik dabei durch Reggae-Rhythmen und Rockriffs. Ein Wink hier an den Dub, ein Kopfnicken da an den Hip Hop. Das «Kaos Protokoll» ist wild, rigoros und ungezähmt, aber auf ihrer neuen Platte auch deutlich reifer. Cross-Over-Jazz vom feinsten. 

 

Marc Stucki (s, electronics), Benedikt Wieland (b, electronics), Flo Reichle (dr, electronics)

 

www.kaosprotokoll.ch