ESSE Musicbar

Das kleine, feine Jazzlokal im trendigen Kulturort Zeughaus Winterthur

Presstext 2005

Seit 2005 organisiert die Esse Musicbar in Winterthur zweimal wöchentlich Jazzkonzerte. Obwohl der Klub keine Subventionen erhält und nur bescheidene Gagen zahlen kann, stehen die Musiker Schlange. Auch Jazzgrössen sind sich nicht zu schade, im Lokal aufzutreten.
 
Erstaunlich ist der Erfolg der Esse Musicbar hinter den Gleisen des Winterthurer Hauptbahnhofs: Seit der Eröffnung des Klubs im Mai 2005 haben in der ehemaligen Schmiede der SBB – darum der Name Esse – weit über 250 Konzerte stattgefunden. Obwohl der Jazz-Verein Esse Winterthur nur über ein bescheidenes Budget verfügt und sich im Gegensatz zum Verein Jazz in Winterthur, der dank städtischen Subventionen internationale Jazzgrössen verpflichten kann, vor allem auf Konzerte mit regionalen und lokalen Bands konzentriert, besuchen durchschnittlich rund 45 Personen die Konzerte. Ebenso beliebt wie die Jazzkonzerte am Donnerstag und Freitag sind auch die Konzerte im Rahmen der Reihe Folk & More am Sonntagabend, welche die Jazzkonzerte seit Oktober 2006 ergänzen.
 
Gegründet wurde der Jazz-Verein Esse Winterthur vom Biologielehrer und Jazztrompeter Koni Weber zusammen mit seiner Partnerin Dorothea Keiser und dem Schlagzeuger Mandi Silberer. Wie Weber im Gespräch ausführt, störte ihn, dass es in Winterthur nach der Schliessung der Pianobar am Bahnhofplatz jahrelang kein öffentliches Lokal mit regelmässig stattfindenden Jazzkonzerten gab. Eine Stadt dieser Grösse brauche ein solches Lokal. Zudem habe er Jazzmusikern zu Auftrittsmöglichkeiten verhelfen wollen. In der stillgelegten Schmiede an der Rudolfstrasse 4 fand Weber geeignete Räume für sein Vorhaben. Gemäss dem Konzept wird ein möglichst breites stilistisches Spektrum angestrebt. Entsprechend vielschichtig ist das Publikum. Mit den zusätzlichen Folk-&-More-Konzerten wird dem Umstand Rechnung getragen, dass sich viele Jazzmusiker mit Folk und viele Folkmusiker mit Jazz befassen. Zudem findet Weber, dass drei Jazzkonzerte pro Woche zu viel wären.
 
Der Verein erhält derzeit keine Subventionen und kann nur dank der ehrenamtlichen Mitarbeit seiner Mitglieder und der Unterstützung von Sponsoren und Gönnern überleben. Eintrittspreise werden keine verlangt; bei den Konzerten wird lediglich eine Kollekte erhoben. Weber begründet dies damit, dass man so ein grösseres Publikum habe und es ohnehin schwierig sei, die Sparte Jazz zu vermarkten. Die Musikerinnen und Musiker erhalten eine Mindestgage, die erhöht wird, wenn die Kollekte gut läuft. Trotz den bescheidenen Gagen wollen immer mehr Musiker in der Esse-Bar auftreten. Weber weist darauf hin, dass mittlerweile selbst die besten Jazzmusiker der Schweiz kämen. Die Nachfrage sei derart gross, dass bereits eine Warteliste bestehe.
 
In der Esse-Bar gastierten bisher neben Newcomern und «local heroes» zum Teil auch international bekannte Musiker wie der Gitarrist Christy Doran, der Bassist Herbie Kopf und der aus Ungarn stammende Pianist Robert Lakatos – für Weber ein Zeichen, dass sich die «Esse» nicht nur in der nationalen, sondern inzwischen auch in der internationalen Jazzszene einen höchst attraktiven Namen gemacht hat. Auch das Dezember-Programm bot hochkarätigen Jazz: So trat ein Trio mit der amerikanischen Vokalistin Lauren Newton auf, der früheren Sängerin des Vienna Art Orchestra; zu hören war auch die international renommierte Jazzpianistin Irène Schweizer. Und bis April stehen unter anderem namhafte Schweizer Jazzmusiker wie Daniel Schenker, Chris Wiesendanger, Marianne Racine oder Willy Bischof auf dem Programm.
 
Koni Weber betrachtet den Jazzklub nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten in Winterthur, zu denen neben «Jazz in Winterthur» u. a. auch die Mittwochs-Konzerte im Theater am Gleis zählen. Dass der Betrieb derart gut läuft, erfüllt den Trompeter und Flügelhornisten, der selbst gelegentlich im Klub musiziert, ein wenig mit Stolz. Er will so weitermachen und den auf fünf Jahre befristeten Mietvertrag nach dessen Ablauf verlängern. Weil der Musikbetrieb nicht rentiert, vermietet der rund 50 Mitglieder zählende Verein die «Esse» daneben für Anlässe an Private und Firmen. Weber hofft, dass der Jazzklub dereinst auch von der öffentlichen Hand unterstützt wird. Ein erstes Gespräch mit der Stadt hat bereits stattgefunden.